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03.08.2001 BASTARD   MAILING   LIST   © Florian Schiel
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Der Bastard Hausmeister from Hell (B.H.f.H.), Sethimus Typhon und ich sitzen beim Atzinger und genehmigen uns unseren täglichen wohlverdienten Frühschopen. Falls sich jemand wundern sollte, daß ich mit dem schwulen Bastard Bureaucrat from Hell einfach so zusammen ein Bier trinke, der sollte nicht vergessen, daß Sethimus zur Zeit wahrscheinlich der Einzige auf dem ganzen Campus ist, mit dem ich 'Prozesse Versenken' auf der Cray des Rechenzentrums spielen kann. Nein, viel erstaunlicher ist, daß der B.H.f.H. dabei sitzt. Zuerst gab es nämlich - wie fast immer bei Bastarden verschiedener Profession - erhebliche Mißstimmigkeiten zwischen den beiden: Sethimus hat eine kleine Reisekostenabrechnung des B.H.f.H. über den lächerlichen Betrag von ca. 7 TDM kurzerhand an die Prüfungsstelle des Bayerischen Rechnungshofes weitergeleitet, und der B.H.f.H. hat sich gerächt, indem er in allen Schwulenbars des Müllerviertels herumerzählte, Sethimus würde seine Schuhe aus der Altkleidersammlung beziehen. 
Nach dem ungeschriebenen Ehren-Codex aller Bastarde dieses Planeten besteht somit zur Zeit eine Art Patt-Situation, welche es beiden erlaubt, ohne ihr Gesicht zu verlieren, zusammen ein Bier trinken zu gehen (Sethimus trinkt natürlich kein Bier, sondern Multi-Vitamin-Saft!).
Wir sitzen also beim Atzinger vor unserem Bier (bzw. Multi-Vitamin-Saft) und schweigen uns friedlich an, wie es nur wirklich starke Männer so richtig können, während im Hintergrund das Radio leise vor sich hin leiert: 
"... hat in Mazedonien einen Waffenruhe angeboten. Grund sei das orthodoxe Oktoberfest ..." 
Unsere Köpfe heben sich drei Zentimeter. 
"... äh ... Verzeihung ... äh ... Grund sei das orthodoxe Osterfest. Die politische Lage ..." 
Unsere Köpfe senken sich wieder. 
Schweigen. 
Immer noch Schweigen (wie es nur wirklich starke Männer zustande bringen - falls ihr das noch nicht bemerkt haben sollt ...) 
"Jaja, so isses ...", 
bemerkt schließlich der B.H.f.H., nur um das männliche Schweigen durch die Setzung eines kleinen Kontrastes noch mehr zu betonen, und wir anderen beiden seufzen bestätigend und nehmen noch einen Schluck Bier (bzw. Multi-Vitamin-Saft). 
Das Radio leiert: 
" ... ist gestern Abend in der Münchner Innenstadt eine Atombombe entschärft worden ..." 
Alle Köpfe im Atzinger zucken nach oben. Der Wirt hinter dem Schanktisch läßt ein halbgezapftes Glas Bier fallen. 
"... äh ... Verzeihung ... ähm ... eine Autobombe entschärft worden ..." 
Alle Anwesenden lassen die angehaltene Luft ab und bestellen erleichtert noch ein Bier. Immerhin hat der kleine Versprecher das Eis gebrochen und es kommt endlich so etwas wie ein Gespräch zustande: 
"Ich finde, Sethimus schaut heute irgendwie nicht fit aus wie sein Drink", 
bemerkt der B.H.f.H. mit einem kritischen Seitenblick auf den Multi-Vitamin-Saft des Bastard Bureaucrat. Sethimus lächelt schwach. Aber es stimmt: dunkle Ringe unter den Augen, das Rouge ungleichmäßig verteilt, ja, sogar eine Andeutung von Bartstoppeln zieren sein edles Gesicht. Ich stochere noch ein bißchen nach: 
"Wahrscheinlich hat er Überstunden gemacht, um einen neuen Rekord von abgelehnten Reisekostenforderungen zu schaffen! Reicht es schon für das Guiness-Buch?" 
Sethimus hat für solche laschen Späßchen nur ein verächtliches Schnauben übrig. Da wir ihn jedoch hartnäckig anschweigen und uns weigern, das Thema fallen zu lassen, läßt er sich herab, auf darauf einzugehen: 
"Das Problem ist ... eigentlich ... sagen wir mal so ... da ist diese Frau ..." 
Dem B.H.f.H. und mir fallen fast die Biergläser aus den Pfoten. 
"Eine FRAU???!!!" 
"Nun ja ... hmm ... kein Grund zur Aufregung ... nicht mal eine Bekannte sozusagen ..." 
"Eine BEKANNTE???!!!" 
Sethimus seufzt hörbar und starrt verträumt in seinen Multi-Vitamin-Saft. Wir starren ihn an - gar nicht verträumt. Daß ausgerechnet der schwulste Bastard der Uni, an dem sich schon alle Tippsen der Reisekostenstelle ihre Zähne ausgebissen haben, von einer 'Bekannten' spricht, ist eine mittlere Sensation. 
"Jetzt rück schon raus damit! Erzähl doch mal von der ... der Frau!" drängt der Bastard Hausmeister from Hell. 
"Da gibt's nichts zu erzählen!" wehrt Sethimus mürrisch ab. 
"Wo hast du sie denn kennen gelernt?" frage ich behutsam. 
Frisch Verliebte sind leichter zu verschrecken als kalifornische Berglöwen auf einer Oscar-Verleihungs-Party; man muß ganz vorsichtig auf das Thema zusteuern. 
"In einer Bar ... in einer Schwulenbar im Müllerviertel ... sie geht dorthin, weil sie da nicht dauernd von Männern belästigt wird ..." 
Der B.Hf.H. und ich nicken verständnisvoll. 
"Und ... ich weiß auch nicht ... in dem Moment, als ich sie das erste Mal sah, in diesem einmaligem tiefblauen Cocktail-Kleid mit diesem raffiniert eingefaßten Ausschnitt - da wußte ich es ..." 
Sethimus schaut mit blind glänzenden Augen hinaus auf die Amalienstraße. Der B.H.f.H. ist so fasziniert, daß er sich unwillkürlich umdreht und auch hinaus guckt; natürlich ist da nichts zu sehen 
"Was? Was wußtest du?" 
Der tollpatschige B.H.f.H. kann es nicht lassen. Sethimus schaltet sofort seinen Himmelsblick ab und mustert uns beide mit verächtlichem Gesichtsausdruck. 
"Das könnt ihr beiden sowieso nicht verstehen!" 
Der B.h.f.H. fühlt sich sofort in seiner Hetero-Ehre gekränkt. 
"Wieso können WIR das nicht verstehen?" fragt er empört. "Schließlich bist DU der Schwule hier und redest über eine tolle Frau!" 
Ich gebe verzweifelte Signale, daß er endlich das Maul halten soll, und versuche, das Thema wieder zurück auf das Hauptthema zu bringen: 
"Hast du sie seitdem wieder gesehen?" 
Sethimus schaut mißmutig in sein Glas, entschließt sich aber dann, weiter zu erzählen. 
"Nachdem ich sie das erste Mal gesehen habe, konnte ich zwei Nächte nicht mehr schlafen. Noch nie in meinem Leben habe ich etwas derartig ... unglaublich Schönes gesehen ..." 
Der B.H.f.H. und ich schauen uns an und ziehen die Augenbrauen hoch. Zum Glück hält er den Mund. Sethimus erzählt weiter: 
"Und dann habe ich über den Barbesitzer ihren Namen heraus bekommen und habe sie angerufen ..." 
"Einfach so angerufen?" 
"Ja, warum nicht? Leider war sie gar nicht zugänglich und hat alle meine ... meine Angebote in den Wind geschlagen ..." 
Ich gebe einen mitfühlenden Laut von mir. 
"... und vorgestern habe ich mir sogar eine ganze Nacht um die Ohren geschlagen und die Steuererklärung für sie gemacht. Aber sie bleibt hart. Sie rückt mit nichts heraus. Ich weiß bald nicht mehr ..." 
"Hast du sie schon mal schick zum Essen ausgeführt?" schlägt der B.H.f.H. hilfreich vor. Sethimus schnaubt verächtlich. 
"Ich kann doch nicht mit einer Frau öffentlich zum Essen gehen!" 
"Aber ... äh ... ich meine ... ich dachte ..." stottert der B.H.f.H. verblüfft. Aber Sethimus beachtet ihn gar nicht. 
"Dann habe ich es halt ohne sie versucht ... bin wie ein Blöder durch sämtliche einschlägigen Geschäfte getigert ... sogar in Mailand war ich letztes Wochenende ... deshalb bin ich auch so fertig im Moment ... alle meine Überstunden sind dabei draufgegangen - ohne Erfolg!" 
"Einschlägige Geschäfte?" wiederhole ich. "Was für einschlägige Geschäfte?" 
Sethimus schaut mich verwundert an. "Klamotten-Geschäfte natürlich. Wo würdest du denn nach einem Cocktail-Kleid suchen?" 
"Willst du sie mit einem Cocktail-Kleid bestech ... ich meine, du willst ihr ein Cocktail-Kleid kaufen?" fragt der B.H.f.H. verwundert. 
"Was? Wieso ihr? Sie hat doch schon eins! Das ist es ja gerade!" 
Der B.H.f.H. starrt Sethimus mit offenem Mund an. Er versteht überhaupt nichts mehr. Ich auch nicht. 
"Aber was hat denn das Cocktail-Kleid damit zu tun, daß du an diese Frau herankommen willst?" frage ich verzweifelt. 
Der Bastard Bureaucrat from Hell starrt uns beide abwechselnd an, dann wird er plötzlich knallrot im Gesicht. 
"Ihr glaubt doch nicht etwa ...", flüstert er mit vor Wut heiserer Stimme. "Ihr Riesenhornochsen! Ihr glaubt ernsthaft, ich würde hinter einer Frau her sein? Ihr Idioten, Schmalspur-Bastarde, Hetero-Hirnis, ihr! Nicht zu fassen, so was! Das Kleid war es, capito?! Ihr tiefblaues Cocktail-Kleid mit dem raffiniert gefaßten Ausschnitt! das muß ich haben! Deswegen kann ich nicht mehr schlafen, ihr Rindviecher! Aber dieses Weib will mir nicht verraten, wo sie es her hat, diese Hexe! Und sie will es mir nicht mal ein einziges Mal ausleihen, die blöde Quarktasche! Ich hasse sie! Hätte ich sie bloß niemals getroffen!!!" 
Der Bastard Hausmeister from Hell macht den Mund auf - und macht ihn wieder zu. Dann schaut er mich an, mit genau dem Blick, den besonders große Hunde manchmal haben, wenn sie vor einer verschlossenen Kühlschranktür stehen. Dann steht er wortlos auf und geht.
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