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16.04.2002 BASTARD   MAILING   LIST   © Florian Schiel
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In Zeiten der Rezession und - schlimmer noch - in Zeiten der ausbleibenden automatischen Anhebung der Beamtenbezüge muß man sich beizeiten nach neuen Einnahmequellen umsehen, damit man seinen Lebensstandard halten kann. Der Spruch ist zwar schon etwas angeschimmelt, aber er stimmt immer noch: Das Geld liegt auf der Straße! Genauer gesagt in einem ca. 1,60 m breiten Streifen vor dem Randstein. 
Um die nun folgende Szene verstehen zu können, muß man wissen, daß die Parkplatznot in München mittlerweile so dramatische Ausmaße angenommen hat, daß die Stadt inzwischen bereits Notunterkünfte für die Autos (und deren Fahrer) plant, welche es am Abend nicht mehr geschafft haben, sich einen Platz für die Nacht zu erkämpfen. Rein rechnerisch muß das auch so sein, weil die Standfläche aller in München gemeldeten Autos zusammen bereits das gesamte befahrbare Stadtgebiet zweimal abdeckt. 
Jede Nacht - aber zunehmend auch tagsüber - kreisen Zigtausende verzweifelter Autofahrer durch die Innenstadt auf der Suche nach einem freien Plätzchen auf dem Gehsteig oder wenigstens einen Platz in der zweiten Reihe, wo das Strafmandat noch unter 20 Euro kostet. Unsere Stadtverwaltung, immer am Puls der Zeit und erpicht darauf, dem Bürger das Leben in der Großstadt zu erleichtern, hat schon vor Jahren reagiert und jetzt auch noch große Gebiete in München zu Parklizenzbereichen erklärt. Da aber jeder gemeldete Haushalt nur eine Lizenz erhält, bewirkt dies lediglich, daß zwar innerhalb der Lizenzgebiete haufenweise Parkplätze frei bleiben, aber darum herum die Zweitwagenbesitzer sich mit den dort Ansässigen um die Parkplätze prügeln. 
Das Telefon klingelt, und, da ich jetzt - wie man gleich sehen wird - ein direktes pekuniäres Interesse habe, hebe ich schon nach dem zehnten Klingeln ab. 
"Hallo!" 
melde ich ich neutral. Es könnte ja auch der Chef sein oder vielleicht sogar Frau Bezelmann! 
"Ah ... ja ... hallo! Ist dort ... <Unverständlich wg. Handy-Störung> ... auktion?" 
"Das ist richtig", sage ich, "hier ist die Münchner Parkplatz-Auktion, kurz MPA. Wollen Sie ver- oder ersteigern?" 
"Äh ... wie bitte?" 
"Ich sehe schon, Sie rufen hier zum ersten Mal an. Ich erklär's Ihnen kurz: Sie können hier einen Parkplatz ersteigern oder, wenn Sie einen Parkplatz abzugeben haben, auch wieder versteigern. Das Gute an Parkplätzen ist übrigens, daß sie nicht an Wert verlieren. Im Gegenteil! Wenn Sie Glück haben, können Sie einen Platz, den Sie heute morgen spottbillig gekauft haben, am Abend zur Stoßzeit mit Gewinn wieder abstoßen. 50% des Umsatzes geht übrigens an den Auktionator." 
Den letzten Satz sage ich natürlich nur kleingedruckt. 
"Äh ... ich wollte ... ich suche eigentlich nur verzweifelt einen Parkplatz ..." 
"Okay, also wollen Sie mitsteigern. Wo bräuchten Sie denn einen Parkplatz?" 
"Na ... so am Hohenzollernplatz ... vielleicht ..." 
"Jetzt sofort?" 
"Natürlich ..." 
<klickediklackedi> 
"Ja, da hätte ich was für Sie: in der Ainmillerstraße wird was frei um 11:30, das wäre also in ... äh ... 12 Minuten. Da steht noch das Mindestgebot von 8 Euro. Ist allerdings nur für Kleinwagen geeignet und außerdem im einfachen Parkverbot. Hm, dann wäre da noch was in der Elisabethstraße gleich um die Ecke sozusagen. Der wird frei um 11:35. Allerdings steht da das Gebot schon bei 15 Euro ..." 
"Den nehm ich! Äh ... was muß ich ...?" 
"Moment! Da hätte ich noch was ganz Besonderes: ein Schrägparkplatz der Galaxy-Klasse. In der Herzogstraße, alle wichtigen Einkaufsmöglichkeiten, Bars und Restaurants in walking distance. Läßt sich von vorne beparken und hat 40% mehr Breite als der Durchschnitt. Sehr geringes Vandalitätspotential. Ein Platz für das besondere Auto, sozusagen. Frei ab 12 Uhr. Gebot steht im Moment bei 22 Euro ..." 
"Eigentlich ..." 
"Was für ein Auto fahren Sie überhaupt?" 
"Äh ... einen VW-Bus ..." 
"Warum haben Sie das nicht gleich gesagt! Dann kommt sowieso nur der in der Herzogstraße in Frage!" 
Ich nehme seine Kreditkarte auf und trage ihn mit 24 Euro Gebot ein. 
Inzwischen ist es 11:25 und es klingelt es wieder. 
"Hier ist Möller. Habe ich ...?" 
"Ah! Der Herr Möller! Ich darf Sie zu Ihrem neuen Parkplatz beglückwünschen!" 
"Oh! Ah, sehr ... äh ... sehr schön! Das freut mich ..." 
"Sie erhalten den 11:25 Zuschlag für einen De-Luxe-Parkplatz direkt vor dem Bayerischen Hof für nur 62 Euro Gebot. Ich hoffe, Sie sind in der Nähe, damit der Vor-Parker den Platz rechtzeitig übergeben kann. Nennen Sie ihm bitte die Code-Nummer 87967/Z" 
Herr Möller ist überglücklich, für seinen Jaguar so ein tolles Schnäppchen ergattert zu haben. Er verspricht mir, den Parkplatz heute Abend allen seinen Kollegen im Vorstand der Hypobank zu zeigen. Umso besser für mich! Kostenlose Werbung kann ich immer brauchen! 
Kaum ist Herr Möller aus der Leitung läutet es wieder. 
"Hallo?" 
"Leisch, bist du das?! Yogi-Flop hier. Ich bin in gerade hinter dem Dom, und da wären sogar noch zwei freie Plätze, erste Sahne! Stell' dir mal vor: ZWEI auf einmal! Aber der Scheiß ist: ich hab keine aufblasbaren Auto-Attrappen mehr! Was mach' ich denn jetzt?!"
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